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Die Aktion

Samstagmorgen. So hatte ich mir meinen Urlaub gewiss nicht vorgestellt. Mit homophoben Menschen für eine Demo gegen ein LSBTIQ+ Festival zu werben. Wenn man Urlaub auf Wish bestellt…

Zehn Minuten zu spät kamen dann auch Martin, Lukas und Peter. Von Stefan fehlte jede Spur. „Entschuldige die Verspätung. Stefan hat uns offensichtlich versetzt. Wir sind sogar bei ihm Zuhause im gewaltigen Neubaugebiet vorbeigefahren. Anna-Lena hat uns die Adresse gegeben. Er war jedoch nicht da. Wir werden ihm später gehörig unsere Meinung geigen“ erklärte Lukas genervt. „Also lasst uns loslegen. Wir haben hunderte Hohlkammerplakate, die wir mit Kabelbindern festmachen und weitere Papierplakate, die wir mit Tesafilm festkleben. Bedauerlicherweise müssen wir unsere Plakate immer sehr hoch aufhängen, da sie ansonsten sehr schnell von irgendwelchen Menschen entfernt werden. Dementsprechend habe ich eine sehr hohe Leiter dabei“ erklärte Lukas.

Meine Aufgabe bei der ganzen Sache war es gemeinsam mit Martin die Leiter zu tragen und sobald jemand drauf stand sie zu stabilisieren. Währenddessen konnte ich mit Martin über verschiedene Themen sprechen. So sprach ich ihn unter anderem auf Stefan an, den ich als sehr sonderbar empfand. „Stefan sucht ständig nach Aufmerksamkeit, keine Ahnung wieso. Ich glaub auch er steht auf Anna-Lena, weswegen es mich umso mehr überrascht, dass er heute nicht anwesend ist. Anna-Lena dürfte das gar nicht gefallen.“ führte Martin aus. „Ich dachte eigentlich er würde sich für sein Versagen letzte Woche entschuldigen wollen, wo er ebenfalls sehr geschlampt hat, revanchieren.“

„Achtung ich komme runter“ rief Lukas und warf die Kabelbindertüte für die Plakate runter. „Auf geht es! Wir haben noch ein paar Plakate vor uns.“ fügte er mit wenig Begeisterung hinzu. Leider konnte ich nicht mehr nachfragen, auch wenn das natürlich eine sehr interessante Information war.

Nach ein paar Minuten kamen wir am Festivalgelände vorbei und wir machten uns auf daran besonders hier die Plakate aufzuhängen. Zwar war ich mir ziemlich sicher, dass er hier entführt worden sein musste. Allerdings wäre es zu offensichtlich gewesen hier nach Eric zu fragen. Ich beschloss die anderen später danach zu fragen.

Nachdem wir fertig mit dem Plakatieren waren, beschlossen wir nach Hause zu gehen und uns morgen im Vereinsheim zu treffen. Hoffentlich bekomme ich dort mehr antworten dachte ich mir. 

Am nächsten Tag trafen wir uns wie verabredet im Vereinsheim und redeten über verschiedene Dinge. Wenig später betrat auch Stefan das Vereinsheim.  

„Stefan, wo warst du denn gestern?!“, brüllte Dominik es ihm entgegen als Stefan den Hauptraum der Kameradschaft für Natur betrat. Interessiert betrachtete ich, wie Stefan auf die Tirade reagierte. Zunächst konnte man ihm den Schreck deutlich ansehen. Dann versuchte nahezu erfolglos seine Unsicherheit zu verdecken. „War die Aktion dann doch zu krass für dich, oder hattest du einfach nur Angst das der Ort dich wieder zum Versagen verleitet?“ fragte Dominik. Bei diesem Satz horchte ich auf. Das hat mich bereits gestern interessiert und ich fragte mich, ob Stefan vielleicht etwas mit der Entführung zu tun haben könnte.   

Nervös versuchte er sich zu erklären: „Ich hing den halben Tag über der Kloschüssel. Ich muss vorgestern irgendwas Falsches gegessen haben oder so.“ Diese Erklärung führte nur zu noch mehr Lachern. „Sei doch leise Dominik! Du hast doch keine Ahnung, wenn du nur wüsstest!“ gab Stefan überraschend zurück. Wenn das nicht einmal einem Geständnis gleichkam.  

Hinter uns hörten wir eine Frauenstimme „Stefan hatte mir Bescheid gesagt, dass er krank war. Ich habe ihn dazu angewiesen daheim zu bleiben, denn einen kotzenden Kameraden hätten wir nicht gebrauchen können. Das wäre nicht gut gewesen. Deswegen hat er einen besonderen Auftrag von mir erhalten. Er war, nachdem es ihm besser ging, den ganzen Tag unterwegs und hat Plakate und Sticker angebracht.“ Anna-Lena bestätigte also die Geschichte von Eric, was ich sehr interessant fand. Möglicherweise stecken die beiden unter einer Decke. Ich musste also noch vorsichtiger sein. Vor allem weil mir einige als Neuling immer noch mistrauen.  

„Wo denkt ihr war er wirklich?“ fragte ich Dominik. „Der Lappen kann nichts. Ich wette er hat sich zuhause verkrochen. Wenn es hart auf hart kommt, hat er nicht den Mumm irgendwas zu machen“ erzählte Dominik. „Keine Ahnung warum Anna-Lena zu ihm hält.“  

„Hey Stefan. Wo warst du wirklich fragte ich ihn. Deine Erklärung war sowas von jämmerlich“ sagte ich lachend im Gespräch mit Stefan. „Tut mir echt leid euch versetzt zu haben. Ich konnte leider wirklich nicht.“ sagte er aufrichtig. „Haha ok. Das nächste Mal bist du aber bitte dabei. Was mich interessiert. Was machst du beruflich? Du trägst eine ziemlich teure Uhr“ fragte ich Stefan. „Ich arbeite bei der Contorso-Bank im PR-Bereich. Wir finanzieren unzählige Projekte im ganzen Kreis. Hierzu arbeiten wir eng mit den regionalen Zeitungen und Agenturen zusammen“ erklärte er.  

„Interessant. Möglicherweise hat er auch irgendwelche Beziehungen zu „DasFoto“ dachte ich mir.  Ich beschloss ihn im Auge zu behalten und führte das Gespräch noch ein wenig weiter. Als Eric ging überlegte ich, was ich am besten machen sollte. Ich beschloss ihm heimlich zu folgen.

Das Problem bei einer Beschattung ist, dass ich zu nah an ihn heran gehen darf, um nicht gesehen zu werden und nicht zu weit weg sein, da ich ihn ansonsten aus den Augen verliere. Vor allem jetzt, weil es schon so dunkel ist. Ich hatte aber Glück. Eric stieg direkt in sein Auto und fuhr los. An einer Kreuzung hielt er kurz an. An der Kreuzung eines Hauses mit rotem Dach bog er links ab. Jedoch bog er an der nächsten Kreuzung wieder rechts ab und fuhr auf eine “große Straße”. Dort beschleunigte er und bog in eine Straße mit sehr klotzartigen Wohnungen ein. Auch hier bog er ab und fuhr in eine Straße, die wie die berühmte Verhaltensforscherin (Schimpansen) heißt. Von dort aus fuhr er bis zum Ende der Straße gerade aus und dann rechts. An der nächsten Kreuzung bog er Links ein und war an einem schönen Haus angekommen und stieg aus. Um nicht den Straßennamen zu vergessen, notierte ich sie gleich.

Aufgabe 6

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