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Die Heimatgemeinde

Ich beschloss mich näher mit der Kameradschaft zu beschäftigen. Schließlich schien mir das neben den Vorgesetzen von Eric der naheliegendste Anhaltspunkt zu sein. Beim Mittagessen konnte ich zudem endlich die Zeitungen durchlesen, die ich mir vor ein paar Tagen gekauft habe. Ich habe es einfach vergessen sie mir anzugucken. Direkt aufgefallen ist mir natürlich direkt der Bericht von den Vorgesetzen Erics und deren gezielte Denunzierungskampagne. Aber auch ein umfassender Bericht von einer Gegenaktion zum Festival veranstaltet von der „Kameradschaft für Natur“ konnte ich lesen. „Wir bleiben natürlich!“ war da Motto. „Für ein natürliches Vaterland“. „Der Verein und die Leute haben doch einen an der Waffel“ dachte ich mir. Ich beschloss mir das genauer anzugucken, wobei ich nicht vorsichtig sein muss, da ich nicht zu verdächtig erscheinen darf.

Nach kurzer Internetrecherche konnte ich die Adresse von deren Clubheim herausfinden und machte mich los, um mir das genauer anzuschauen. Unterwegs überlegte ich mir eine Geschichte, wie ich meine Anwesenheit glaubhaft darstellen lassen könne. Reinzugehen und zu fragen, ob jemand Eric Jakobi kennt scheint mir keine sonderlich kluge Strategie zu sein. Diese Menschen sind vermutlich, was jetzt nicht sonderlich überraschend wäre, sehr skeptisch gegenüber fremden Menschen.

Dort angekommen beschloss ich erst einmal von meinem Auto aus die Lage zu sondieren. Es war inzwischen früher Abend und es waren bereits ein paar Leute anwesend. Ich beschloss reinzugehen, bevor noch mehr Leute anwesend waren. Die Zeit konnte ich nutzen, um mich mit ein paar Anwesenden zu unterhalten und erste Kontakte zu knüpfen. Das erleichtert mir die Arbeit, wenn später mehr kommen sollten. Als Story könne ich erzählen, dass aus beruflichen Gründen hier zugegen sei und meine Kameraden unterstützen wolle.

Im Vereinsheim angekommen waren bereits eine Vielzahl Personen anwesend und führten Gespräche. Ich beschloss mir ein Bier an der Theke zu bestellen und den Kontakt mit jemanden zu suchen. Der Barkeeper murrte etwas vor sich hin und reichte mir anschließend widerwillig ein Bier. So viel zur Freundlichkeit dachte ich mir. „Du bist nicht von hier“ sprach mich eine Person von hinten an. Überrascht drehte ich mich um. „Nein. Ich bin aktuell aus beruflichen Gründen hier und will euch unterstützen euch gegen die Genderbevormundung zu wehren. Deswegen will ich bei der Organisation unterstützen.“ erklärte ich so überzeugend wie möglich. „Soso. Dann bist du bei uns genau richtig. Wir denken hier noch normal.“ erklärte mein gegenüber. „Ich bin übrigens Peter.“ stellte sich der Mann vor. „Schön dich zu treffen“ sagte ich zu Peter und setzte mich neben Peter auf einen Barhocker. „Was machst du beruflich?“ fragte Peter. „Ich arbeite im…“ „Hey Peter altes Haus. Wie geht es dir?“ rief ein älterer Mann und unterbrach mich forsch. „Gude Bernd. Endlich sieht man dich mal wieder. Du warst lange Weg. Dachte schon du verweilst inzwischen unter den „Links-Grün versiften Hanswürste, denen wir hoffentlich bald ihre gerechte Stafe zuführen.“. Kennst du schon unseren Neuen? Im Gegensatz zu dir scheint er ja was auf dem Kasten zu haben“ gab Peter amüsiert zurück. „Soso und wer bist du?“ fragte Bernd interessiert. „Ich bin offensichtlich der Neue und bin hier für eine Weile wegen der Arbeit. Ich habe mitbekommen, dass ihr eine Veranstaltung organisiert und wollte euch dabei unterstützten.“ erzählte ich mit einem Augenzwinkern. „Der gefällt mir.“ lachte Bernd. „Der ist gut. Viel besser als der verklemmte andere.“ erzählte Peter. „Komm wir setzen uns zu anderen.“ sagte Bernd und wies auf eine Gruppe an Leuten. Dabei wurde ich einer Reihe an Leuten vorgestellt und konnte mit einigen Leuten sprechen.

Nach einer Weile kam noch eine weiter Gruppe hinzu. Bernd begrüßte einen sehr zurückhaltenden Mann „Hey Stefan. Du bist auch mal wieder da.“ „Hallo zusammen, schön euch zu sehen. Ich war leider die letzten Tage beruflich sehr eingespannt“ führte der junge Mann aus. Ich musste erst einmal blinzeln. Kaum zu glauben… Ich kannte diesen Mann. Das war der Irre, mit dem ich beinahe mit dem Auto zusammengestoßen wäre. „Soso“ sagte ich laut. „Du warst doch der, der mich beinahe mit dem Auto umgenietet hast, weil du nicht richtig auf die Straße geguckt hast“. In der Gruppe brach lautes Gelächter aus. „Das ist typisch Stefan.“ brachte Peter hervor. Stefan schaute sich unglücklich um.

„Meine Herren!“ hörte ich eine Frauenstimme. „Wir haben viel vor. In paar Tagen führen wir eine Gegendemo gegen diese komische Festival da durch. Die Planung der Veranstaltung geht voran und es sind noch einige Aufgaben zu erledigen. Mobilisierung, inhaltliche Programmatiken ausarbeiten und nochmal Mobilisierung. Ich erwarte, dass sich jeder hier einbringt. Wir müssen uns schließlich gegen den Genderwahnsin wehren.“ sprach die Vorsitzende des Vereins. „Wir brauchen vor allem Leute, die Plakate aufhängen und Flyer verteilen! Wer meldet sich freiwillig?“ „Hier!“ riefen einige Mitglieder.  Auch Stefan meldete sich zu Wort: „Ich bin auch dabei – lasst dafür sorgen, dass sich keine Tunte mehr her traut.“ Ich zuckte insgesamt zusammen. Kaum zu glauben zu welchen krassen Worten die hier greifen.

Nachdem sich die Veranstaltung aufgelöst hatte, beschloss ich, dass es sinnvoll sein könnte, den Menschen bei der Aktion zu assistieren. Vielleicht erfahre ich dort ja etwas. Als ich aufstand, um Peter zu fragen, ob ich ebenfalls bei der Aktion dabei sein kann, sah ich, wie sich Stefan mit Anna-Lena Kaldenbach unterhielt. Auf der Veranda des Klubheims stehend sah ich Peter rauchend. „Hey Peter. Kann ich morgen ebenfalls dabei sein?“ fragte ich ihn. „Klar. Wir sehen uns morgen. Details kennst du ja“ sagte er und verließ das Grundstück.

Ich verlies ebenfalls das Grundstück. Draußen checkte ich mein Handy. Aus Interesse beobachtete ich einige Leute auf Social Media. Eine Aussage, die ich online gelesen hatte, habe ich schon einmal von einem anonymen Twitterer gelesen. Ich wusste nun also, dass der Verein das Festival auf dem Kicker hat und bereit war Verbrechen zu begehen. Sind sie auch schuld an der Entführung? Ich wusste nun also, wen ich näher beobachten musste. Nach längeren Überlegungen blieb mir erneut dieselbe eine Frage im Kopf: Wo ist Eric?

Zuhause suchte ich den besagten Tweet nochmal heraus. Endlich konnte ich das zuordnen, wer es war. “Ihr verfluchten links-grün versifften Hanswürste! Ihr mit euren komischen LSBTIQ Kram. Wartet nur ab, bis WIR an der Macht sind. Dann wird alles wieder normal!” 

Aufgabe 5

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